Peter Maschke – ein Nachruf auf den Künstler

peter2Er war ein Strandgutjäger und Schäkelsammler, ein Geschichtenerzähler und Geschichtenumschreiber, ein Kunstkenner und Kunstkönner, ein Reisender zwischen Kontinenten und Epochen, ein Querdenker und Querfühler, ein Schriftsetzer und Schriftsteller, ein Landvermesser und Familienchronist, ein Tagträumer und Konzeptkünstler.
Peter ordnete die Dinge neu und fand so neue Sinnzusammenhänge, die sonst niemand entdeckte. Er führte Dialoge mit Künstlern früherer Generationen. Dabei entstanden Installationen, die oftmals erst auf den zweiten Blick seine ganz spezielle Sicht der Dinge offenbarten, ein interessierter und verstehender Blick, behutsam und leise, oft humorvoll und ironisch.

Wie z.B. sein Treffen und Briefwechsel mit Antoine Watteau (2003), das in einer großen Installation mündete.

Oder seine Übersetzung von Edouard Manets Frühstück im Grünen (1997). Eine wunderbare Auseinandersetzung mit einem allseits bekannten Werk, die die Geschichte zum Bild neu erzählt und weiterspinnt.

Der Schneider im Forst (2001) zeigt seine Verbundenheit mit der Natur, seine Einordnung menschlichen Handelns in den immer währenden Kreislauf des Lebens.

Beschäftigt man sich mit der Installation Mutmaßungen über eine nicht angetretene Reise (1994), entdeckt man darin seine deutsch-argentinische Familiengeschichte.

Seine spannende und unkonventionelle Sicht auf die Welt war einzigartig und wird sehr fehlen. Und natürlich der liebenswerte und warmherzige Mensch.
Chapeau, lieber Peter! Es war mir eine Ehre und eine Freude, Dich kennen zu dürfen. Du hast in meinem Leben Spuren hinterlassen.
Peter Maschke ist am Sonntag, dem 1. Juli 2012 kurz vor seinem 65. Geburtstag in Dortmund verstorben.

Museum für Fotografie in Berlin: die Helmut Newton Foundation

Bei meinem Kurztrip nach Berlin durfte ein Besuch des Museums für Fotografie in Berlin-Charlottenburg (direkt am Bahnhof Zoo) nicht fehlen. Die Ausstellung der Helmut Newton Foundation zeigt zur Zeit als Schwerpunkt Werke von Alice Springs (Pseudonym, unter dem June Newton viele Jahre arbeitete). Die Bilder von ihr haben mir ausserordentlich gut gefallen, insbesondere ihre Portraits. Diese Ausstellung läuft nur noch bis Mitte Mai 2011, wer die Bilder noch anschauen möchte sollte sich also beeilen.
Von Helmut Newton selbst gibt es zur Zeit nur die überlebensgroßen Bilder der „big nudes“ im Treppenhaus und die eher schräge Devotionaliensammlung „Helmut Newton’s Private Property“ (mit Plakaten, Requisiten, Kameras, etc…) im Erdgeschoss zu sehen. Wer also mehr Fotos von Helmut Newton selbst sehen möchte, der sollte besser bis nach Mai warten.
Leider darf man im Museum für Fotografie nicht fotografieren (seltsam, oder?), daher gibt’s keine Bilder…

Herlinde Koelbl-Ausstellung in Berlin

Nach Berlin hat es Herlinde Koelbl für die Ausstellung ihres „Lebenswerks“ verschlagen – und gleich in den Martin-Gropius-Bau, eine gute Adresse für Fotoausstellungen.
Herlinde Koelbl ist eine gute Handwerkerin, das erkennt man in all ihren Werken. Und das macht sie auch so sympathisch gradlinig und so wenig „modern“. Sie arbeitet gern an längerfristigen Projekten, wo nicht das einzelne Bild heraussticht, sondern erst der Zusammenhang in der Serie das Aha-Erlebnis bringt. Und so gefallen mir ihre Projekte über die „Feinen Leute“, die „Spuren der Macht“ und die Serie über die „Schlafzimmer“ ungemein gut. Dort entdecke ich auch Gemeinsamkeiten mit meiner Herangehensweise an die Fotografie.
Manchmal fehlt mir die „Magie des Moments“ in ihren Einzelbildern (um es mal pathetisch auszudrücken), aber ihre Serien überzeugen.
Gerade bei Spuren der Macht hätte ich mir aber auch die weniger bekannten Bilder gewünscht – auch wenn die in großen Tableaus gehängten Portraits von Schröder, Merkel und Fischer schon eindrucksvoll waren.
Alles in allem ein spannendes Lebenswerk von einer sympathischen Fotografin. Anschauen lohnt.

„Nude Visions“ Ausstellung in München

Als vor fast 25 Jahren die Ausstellung „Das Aktfoto“ noch für Skandale in München gut war, bleibt es heutzutage ruhig, wenn das Münchener Stadtmuseum die Ausstellung unter dem Titel „Nude Visions“ in aktualisierter Form wiederholt. Vieles, was mir in der damaligen Ausstellung (die ich nur von dem Buch kenne) schon nicht gefallen hat, gefällt mir heute immer noch nicht. Aber dann gibt es doch die Bilder der Ausstellung, die seit vielen Jahren tief in meinem Gedächtnis verwurzelt sind – und es war schön, sie mal wieder „live“ zu erleben.
Viel Neues war für mich nicht zu entdecken – so ganz ist die Ausstellung nicht im Heute angekommen. Wer die alte Ausstellung aber verpasst hatte, sollte dringend reinschauen.